Geschichte
Genossenschaft seit 1905
Wassermangel
Die Höhenlage des Dorfes Ufhusen – auf einem Hügelkamm zwischen Hüswil und Huttwil gelegen – verursachte seit jeher den Dorfbewohnern Probleme bei der Trockenheit, so dass immer wieder Wassermangel herrschte. Dieser Mangel hemmte auch stets die Entwicklung des Dorfes. Schon vor dreihundert Jahren machte man alle möglichen Anstrengungen, um dem Übel zu begegnen.
Aus einem alten Reglement soll ersichtlich sein, dass wahrscheinlich im 17. Jahrhundert von einer für das Wohl der Bürger besonders besorgten Gräfin den Bewohnern des Dorfes Ufhusen ein Wald geschenkt wurde. Der Zweck war, darin Material zu finden, um die Kosten zu decken für eine erste Brunnenanlage. Eine Quelle wurde in der Nähe des Dorfes gefunden. Das wertvolle Nass wurde hergeleitet, und alles freute sich am ersten Dorfbrunnen. Diese Anlage hatte jedoch einen grossen Nachteil. Das Gefälle war zu gering, was oft Reparaturen nötig machte. Auch in hygienischer Hinsicht konnte die Anlage je länger je weniger genügen. Die Bevölkerungszunahme und erst recht das trockene Jahr 1893 zeigten das volle Ungenügen der Anlage. Tag und Nacht musste damals im Sommer wieder Wasser herangetragen werden.
Quelle beim Kilchwäldli
Im Herbst des Jahres 1905 wurden die Dorfbewohner von Anton Schwegler, Schwertschwenden, auf eine grosse Quelle von 48 Minutenlitern im südwestlichen Zipfel des Kilchwäldli aufmerksam gemacht. Die Dörfler erkannten sogleich die einmalige Gelegenheit, das Wasserproblem zu lösen. Aber das Fassen einer solchen Quelle und die Zuleitung ins Dorf boten viele Schwierigkeiten. Es bedurfte noch ein volles Jahr Bedenkzeit. Die neu aufgekommenen amerikanischen Windmotoren und der hydraulische Widder mussten in die Überlegungen mit einbezogen werden. Darauf kam man überein, das Problem mit einer Widderanlage zu lösen.
Gründung einer Genossenschaft
Am Kirchweihmontag des Jahres 1906 trafen sich vier wagemutige Männer des Dorfes, um endlich Hand ans Werk zu legen. Es waren dies: Hauptmann Josef Grob, Ludwig Kaufmann, Wirt zur Eintracht, Gottlieb Kneubühler, Posthalter, und Albert Wüest, Sektionschef. Alsdann wurden mit dem Besitzer der Parzelle beim Kilchwäldli, Rudolf Bösiger, Niederebnet, Verhandlungen geführt. Schon am 25. Oktober 1906 kam der Kauf zwischen dem Besitzer der Quelle und den Initianten zustande. Darauf gab man dem Mechaniker Imhof von Willisau den Auftrag, eine Kostenberechnung für diese Wasserversorgung mit einer Widderanlage zu erstellen.
Genossenschaftsversammlung
Am 5. November 1906 wurden sämtliche Gebäudebesitzer des Dorfes zu einer Versammlung in die Wirtschaft von Ludwig Kaufmann eingeladen. Diese Versammlung leitete Sektionschef Albert Wüest. Durch Namenaufruf erklärten neun Versammlungsteilnehmer ihren Beitritt zu einer Wasserversorgungsgenossenschaft. Gründungsmitglieder der Wasserversorgungsgenossenschaft waren: Albert Wüest, Josef Grob, Kaspar Hodel, Anton Bättig, Kaspar Lustenberger, Friedrich Bärtschi, Gottlieb Kneubühler, Ludwig Kaufmann und Pfarrer Jakob Tschopp. Die Versammlung konstituierte sich sofort und bestimmte eine fünfgliedrige Kommission: Josef Grob als Präsident, Albert Wüest als Kassier, Gottlieb Kneubühler als Vizepräsident, Ludwig Kaufmann als Aktuar und Anton Getzmann als Aufseher. Es wurde beschlossen, die projektierte Wasserversorgung nach dem vorliegenden Plan von Imhof sofort auszuführen. Die Statuten und das erste Reglement konnten bereits am 14. Dezember 1906 genehmigt und unterzeichnet werden. Bis zu dieser Unterzeichnung hatten sich weitere fünf Genossenschafter angeschlossen, nämlich: Marie Kneubühler, Alois Peter, Gebrüder Leonz und Gottlieb Bättig, die Polizeigemeinde Ufhusen für das Schulhaus und die Kirchgemeinde Ufhusen für den Pfarrhof. Im damaligen Reglement wurden die Taxen bis auf weiteres wie folgt festgesetzt:
- Auf 1000 Franken Brandversicherungssumme Fr. 1.00
- Auf jede Person Fr. 2.00
- Auf jedes Stück Grossvieh Fr. 2.50
- Bäckereien, Wirtschaften und Metzgereien haben eine jährliche Zuschlagstaxe von 5 Franken und Käsereien eine von 30 Franken, das Schulhaus eine solche von 25 Franken zu bezahlen.
- Für die Pfarrkirche wird eine jährliche Taxe von 20 Franken festgesetzt.
Der Wasserzins war halbjährlich im Voraus zu bezahlen, und zwar in den Monaten Juni und Dezember. Bei Verzögerung der Zahlung über einen Monat verfiel der Säumige in eine Busse von fünf Franken. Dauerte die Verzögerung über zwei Monate, so war demselben überdies der Wasserhahn abzudrehen bis zur Bezahlung des Wasserzinses und der Busse. So streng waren damals in Ufhusen die Bräuche.
Der Zweckparagraph lautete 1906 wie folgt
In der Absicht, das Dorf Ufhusen mit gutem Trinkwasser zu versehen und teilweise das Feuerlöschwesen der Gemeinde zu verbessern, bildet sich eine Genossenschaft im Sinne des Artikels 678 und folgende des schweizerischen Obligationenrechtes. Dieselbe hat ihren Sitz in Ufhusen und ist unter der Firma „Wasserversorgung Ufhusen“ in das Handelsregister einzutragen.
Ein halbes Jahr später wurden die Statuten zusammen mit dem Reglement vom Regierungsrat des Kantons Luzern an seiner Sitzung vom 22. Juni 1907 genehmigt.
1940 übernahm die Wasserversorgung alle Rechte und Pflichten der früheren Dorfgemeinschaft und erhielt dafür eine Abfindungssumme von 2700 Franken. Die alte Dorfgemeinschaft konnte aufgelöst werden. 1956 kam noch eine neue Aufgabe dazu, nämlich die Kehrichtabfuhr. Diese Aufgabe ging jedoch 1966 an die Gemeinde über.
Ausbauphase
Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre wurde infolge verschiedener Neuanschlüsse der Wassermangel wieder aktuell, und man suchte nach neuen Quellen. Verschiedene Bohrungen führten zu keinem Resultat, bis sich im Hegenwald, im Grenzgebiet zur Gemeinde Eriswil, eine Lösung abzeichnete. Mit Unterstützung des Kantonalen Meliorationsamtes konnte dort eine saubere Wasserfassung errichtet werden. Das dortige Wasserwerk wurde 1972 erstellt und 1973 eingeweiht. Ein Wasserlieferungsvertrag sicherte die Bezugsrechte. Nach den trockenen Sommern 1991 und 1992 wurde das Wasserangebot zeitweise wieder knapp. Im Hinblick auf die geplante Erweiterung der Siedlungsgebiete musste die Wasserversorgungsgenossenschaft erneut Wasser suchen. Tiefenbohrungen an zwei verschiedenen Orten (Hilferdingerwald und Neuhof, Feldmatt) brachten nicht den erhofften Erfolg.
Neue Wasserfassungen
Ein wichtiger Schritt zur Sicherung von genügend Trink- und Brauchwasser ergab sich erst 1992 mit der Erschliessung einer neuen Quelle bei der Burgstelle Lochmühle. Beim alten Sodbrunnen wurde eine Filteranlage sowie eine Pumpe eingebaut, womit eine Ergiebigkeit von etwa 80 Minutenlitern in die bestehende Wasserleitung bei der Mühlematt eingespeist werden konnte. Gleichzeitig wurde das Wasserreservoir im Hilferdingerwald saniert. Um etwaige künftige Engpässe in der Versorgung zu verhindern, wurde mit der benachbarten Berner Gemeinde Eriswil ein Wasserbezugsvertrag abgeschlossen. Dieses Wasser (ca. 120 Minutenliter) kann mittels einer Zuleitung in das Reservoir im Hilferdingerwald eingespeist werden. Nach Abschluss dieser Ausbauphase von rund einer halben Million Franken, hofft die Genossenschaft für längere Zeit genügend Trink- und Verbrauchswasser anbieten zu können. Im Anschluss an den kostspieligen Ausbau war eine Wasserzinserhöhung nicht mehr zu umgehen, nachdem er vorher etwa 20 Jahre unverändert geblieben war. Neu zahlen Genossenschafter 85 Rappen, die übrigen Bezüger 95 Rappen je Kubikmeter Wasser, auch heute noch eine günstige Lösung dank einer örtlichen Genossenschaft.
Der jährliche Gesamtwasserbezug der Wasserversorgung lag in den letzten zehn Jahren zwischen 45000 bis 50000 Kubikmetern.
Personelle Notizen
1917 starb der erste Aktuar der Wasserversorgungsgenossenschaft, Ludwig Kaufmann. Posthalter Gottlieb Kneubühler wurde sein Nachfolger. Als Präsident der Rechnungskommission wurde Josef Gräniger gewählt.
1929 wechselte das Präsidium von Josef Grob zum bisherigen Kassier Albert Wüest.
1935 wurde als Nachfolger von Albert Wüest Julius Kneubühler gewählt. Neuer Kassier wurde Josef Bättig, Obere Seppen.
1956 trat Präsident Julius Kneubühler aus gesundheitlichen Gründen zurück. Als sein Nachfolger wurde Josef Bättig, Dorf, gewählt, der diese Funktion bis zu seinem Tode 1975, also während beinahe 20 Jahren, ausübte. Ebenso eindrücklich ist die Amtszeit seines Nachfolgers, Robert Schär, von 1975 bis 1993.
Genossenschaftsgründung : 1906
Gründungsgenossenschafter: 9
Genossenschafter 1999: 53
Anzahl Abonnenten 1999: 140
Heutiger Präsident seit 1993: Jakob Schärli, Gemeindepräsident
Brunnenmeister: ab 1995 Edy Kaufmann, Dorf
Kassier: ab 1990 Leo Kneubühler
Quelle: Ufhusen einst und heute, Land und Leute von Alphons und Albert Wüest
Wissenswertes ab 1995
Sanierungen und Ausbauten:
1997: Ersetzen der bestehenden PVC-Leitungen Bucherhof-Bühl und Zollhaus-Räberhof
1998: Erschliessung Arbeitszone Lischmatte via Ahorn
1999: Ersetzen der bestehenden PVC-Leitungen Wyden-Zollhaus
2000: Ersetzen der bestehenden PVC-Leitungen Stutzhüsli-Kächenloch
2001: Sanierung Pumpwerk Lochmühle
2003: Sanierung Pumpwerk Wyden
2004: Sanierung Fassungen Hegen
2005: Sanierung Hauptleitungen Kreuzmatte
2007: Ersetzen der bestehenden PVC-Leitungen Zollhaus-Schwertschwenden
2008: Einbau UV-Anlagen
2009: Sanierung Steuerungsanlage
2009: Erweiterung Hauptleitungsnetz Lischmatte
2010: Sanierung Quellfassungen Hegen Phase I
2013: Sanierung Quellfassungen Hegen Phase II
2016: Ausbau Lochmühle mit Quellfassungen und Reservoir
2016: Ersetzen der bestehenden PVC-Leitungen Wyden-Ahornhof
2017: Ersetzen der bestehenden PVC-Leitungen Räberhof-Neuhof-Niederebnet
2018: Sanierung Leitung Eintracht-Lachenmatte
2019: Sanierung Leitung Zollhaus-Meinraden
Statistik
Jahr | Anzahl Wasserbezüger | Jahresverbrauch |
2010 | 160 | 51658 |
2011 | 163 | 56250 |
2012 | 163 | 56196 |
2013 | 166 | 55000 |
2014 | 167 | 58059 |
2015 | 173 | 60002 |
2016 | 173 | 59990 |
2017 | 176 | 60053 |
2018 | 177 | 62058 |
2019 | 178 | 61554 |
Aktueller Vorstand
Präsident: | Steinmann Arthur |
Vicepräsident: | Gerber André |
Brunnenmeister: | Kaufmann Edi |
Aktuar: | Bernet Andreas |
Kassier: | Kneubühler Leo |